Die Weinfahrt 2021 der FRAMOG hat uns zum Weingut Kernwein in Seinsheim geführt. Dort werden seit über 350 Jahren Weine produziert. Mit einem Ertrag von 5.000 bis 6.000 Litern pro Hektar aus dem zehn Hektar großen Gut, steht der kontrollierte Ertrag zur Qualitätssteigerung im Mittelpunkt. Die Handlese und viele Rebsorten bedeuten auch, dass oft nur kleine Mengen der Weine produziert werden können und sie dann auch schnell ausverkauft sind. Zum Zeitpunkt der Verkostung gab es dann auch keinen Traminer mehr.
Die Weinverkostung hat neben einer großen Auswahl an Weinen auch ein schönes Ambiente bereit gehalten, eine reichhaltige und deftige Brotzeit sowie viele Trinksprüche und Anekdoten, die Gregor Kernwein mit seiner herzlichen Art in die Verkostung eingebaut hat. Vor allem ist es aber um die Weine gegangen, alle sauber, gut strukturiert, mineralisch und mit gerade genug Restsüße, um das Aroma zu entfalten, aber trotzdem diskret.
Es ist ein besonders schönes Erlebnis, den „Zuckerberg“ zu probieren, der nach einem abgetragenen Bergrücken benannt ist. Dieser Müller-Thurgau ist eng strukturiert, anfänglich etwas blumig mit einer leichten Bitternote. Der „Zuckerhut“ erweist sich als ein perfekter Begleiter zum Essen. Auch bei deftigen Menüs kann er sich behaupten und entwickelt eine ganz leicht süßliche Pimentnote.
Rotling ist ein fränkischen Spezialprodukt aus roten und weissen Trauben. Bei Kernweins ist klar definiert, dass nur zwei Rebsorten, Silvaner und Domina, in ihrem Rotling Verwendung finden. Das Endergebnis ist ein leicht verspielter Wein mit etwas mehr Restsüße und ein perfekter Tagesbegleiter. Eine gute Nase, saftiges Aroma, eine perfekte Geschmackslänge nimmt sich dieser Wein von der Domina die Süße und vom Silvaner die mineralische Struktur.
Ein besonderer Genuss war der Silvaner Habügl. Handgelesen und selektiert von alten Reben von einer sonnenaffinen Steillage und im Holzfass gelagert ist dies ein wahrer Boutique Wein. Ein beachtlicher mineralischer Geschmackskörper, mit ganz leichtem dezenten Veilchenaroma und einem ausgewogenen Säure- und Süßspiel.
Der populäre Domina hatte Sattes Purpur, war eng in der Struktur, mit Kirschnoten, roten Beeren und einer versteckten Pfeffernote, die sich allerdings wohl erst mit einem entsprechenden Steak zur vollen Blüte entfalten würde. Es war ein perfekter Abschluss eines beeindruckenden Repertoires.
Und weil Wein eine so persönliche Geschmackssache ist sollte man ab und zu einfach mal die Möglichkeit nutzen, den Winzer zu besuchen und Bestände aufzufüllen. Viel Vergnügen!